Unser Treff.

Wir trafen uns einen Tag vor meinem Geburtstag.
Im übrigen ist das nicht wichtig.
Vielleicht war das auch vorher.
Vielleicht war das auch dein Geburtstag oder der Geburtstag deines Hundes.
Es ist nicht wichtig.
Es ist wichtig, daß wir uns endlich trafen.
Und obwohl ich am nächsten Tag fröhlich mit meinen Freunden feierte, kann ich dieses Treffen nicht vergessen.
Ich habe damals noch nicht verstanden, wie wichtig dieses Treffen war.
Auch jetzt verstehe ich nicht, soll ich es bedauern oder nicht.
Vielleicht, war das alles ganz anders.
Wie kann sich doch alles verändern und umdrehen im Bewusstsein und im Verstehen der Welt von einem einzigen Treffen.
Hier wurde das Fundament für die Zukunft gelegt, ein Fundament, das auf Sand gebaut war.
Der Sand rann durch die Finger.
Alles stürzte ein.
Aber damals wussten wir es nicht.
Mann kann die Zukunft nicht vorhersehen.
Alle möglichen Kombinationen, die man in der Vorstellung für die Zukunft durchgespielt hat, waren irreal.
Oft ist es unmöglich, ganz einfache Dinge zu berechnen oder zu erraten.
Damals erschien alles wie ein unschuldiges Spiel, ein Zusammentreffen von Zufällen, ein leichtfertiger Witz.
Dann schnappte die Falle zu.
Aber das war danach.
Aber das alles war einen Tag vor meinem Geburtstag nicht klar.
Die erste Klarheit kam recht bald.
Die Karten wurden schnell neu verteilt.
Vielleicht war das einfach Glück.
Zuerst kam dieses Glück, man sieht den Himmel durch ein Loch in der Wand, doch dann wandelt es sich.
Der Himmel war sehr gut zu sehen.
Er schien natürlich und wirklich.
Er war nahe, und man konnte ihn berühren.
Aber war er vielleicht nur eine Imitation, der nächste Witz des Schicksals.
Mann kann nur nicht verstehen, warum.
Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht.
Und ich sah nur den Himmel im Zimmer des Nachbarn?
Vielleicht war das auch der Himmel des Nachbarn, aber jetzt ist mir das egal.
Das war bestimmt kein Traum, geblieben sind Fotos, Briefe und Augenzeugen, die es beweisen.
Das war bestimmt wahr.
Alles fing an am Vorabend meines Geburtstags, am Samstag Abend.
Ich werde mich an diesen Abend sehr lange erinnern.
Bis ich tot bin vielleicht.
Obwohl ich lieber alles vergessen würde.
Alles.
Gedächtnis – das ist ein erbarmungsloser Wächter des Bewusstseins.
Oder des Verstandes.
Warum kann ich es nicht kontrollieren oder auslöschen, wenn ich das möchte?
Ich bin unvollkommen.
Das ist die Strafe für die Frechheit.
Wer besser und würdiger ist, gewinnt.
Aber manchmal haben auch Idioten Glück.
Obwohl das Roulette des Schicksals blind zuschlägt.
Es gibt keine Versicherung.
Keine Garantien.
Der Versuch zu schützen, verlängert nur die Agonie.
Die Agonie begann bald nachdem wir uns getroffen hatten.
Vielleicht nicht so bald, vielleicht ist es gar nicht so lange her, aber in dieser Zeit wussten wir das noch nicht.
Sonst wären wir gleich in entgegensetzte Richtungen gelaufen.
Nein!
Wahrscheinlich wäre nur ich gelaufen.
Du fandest mich interessant und amüsant.
Zumindest damals.
Ich bin nicht sicher, ob meine Entscheidung zu bleiben ein Fehler war, oder doch eine gute Idee.
Eine Spaltung meines Bewußtseins ist passiert.
Es führt Krieg gegen die kalte Logik des Gehirns.
Es war mir egal, was weiter passiert.
Ich bin es leid zu warten.
Ich bin es leid, den Sonnenaufgang allein zu begrüssen.
Ich bin zu müde, gegen das Unbekannte Krieg zu führen.
Und ich fügte mich dem Fluß.
Der Fluß war warm und zärtlich.
Er zog mich in unbekannte Welten, voller Abenteuer.
Danach kam die Kälte.
Eine spürbare Kälte.
Dann kam der Frost, der Fluss ist erstarrt, zu Eis gefroren.
Ich fiel hin, brach in das Eis, versuchte zu schwimmen im schwarzen, eisigen und stinkenden Wasser.
Die Last der Erinnerung zieht mich hinunter.
Die scharfe und kalte Eiskante bricht in meinen Händen.
Sie schneidet meine vom Frost erstarrten Finger blutig.
So begann die Hölle.
Wir trafen uns vor einen Tag vor meinem Geburtstag.
Danach kam die Hölle.
Danke.

(Übersetzung 05.12.2001)

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